Dr. Elisabeth-Brake-Fonds

Dr. Elisabeth-Brake-Fonds

Die DiakonieStiftung verwaltet den Elisabeth-Brake-Fonds. Er beläuft sich auf 50.000 € und wurde aus dem Nachlass der Meller Kinderärztin Elisabeth Brake 2005 aus Anlass ihres 90. Geburtstages von ihrem Sohn Klaus Brake innerhalb der DiakonieStiftung errichtet. Zweck des Fonds ist die Unterstützung von alleinerziehenden Müttern und Vätern und von Kindern, die in schwierigen sozialen und familiären Verhältnissen leben. Elisabeth Brake war selbst alleinerziehend gewesen.

Geförderte Projekte 2007-2014

In der Vergangenheit wurden gefördert: das Frauenhaus in Bad Essen (Herbst 2007), die Tageszeitungen für Schulen zur Leseförderung (Herbst 2011), die Schülerbetreuung „Melle4Kids“ (2012) und Mutter-Kind-Gruppen (2014).

Bildung für Kinder 2020

Im Jahr 2020 wurden aus den Erlösen des Brake-Fonds 100 Büchergutscheine über jeweils 30 Euro für Kinder in bedürftigen Familien in Melle verteilt.

Gute Erlebnisse schaffen ist wichtig - Spende für Kinder in der Hünenburg 2022

Im Sommer 2022 stellte die DiakonieStiftung Osnabrücker Land der Jugendhilfe Hünenburg 650 € aus den Erträgen des Brake-Fonds zur Verfügung. Markus Wietkamp, pädagogischer Geschäftsführer der Ev.-luth. Stiftung Hünenburg, war begeistert über die Spende: „Ich freue mich sehr darüber, dass damit schnell, niederschwellig und unkompliziert Familien unterstützen können: mit einem Zuschuss für eine Winterjacke, mit frischem Obst für die Kinder, mit Eintrittsgeld für den Zoo oder das Schwimmbad. Das alles hat für das Erleben der Kinder eine große Bedeutung: Sie spüren, dass sie dazugehören!“ 

Biographie von Dr. Elisabeth Brake

geb. 1915 in Lüneburg – gest. 2003 in Melle
Der Dr.-Elisabeth-Brake-Fonds erinnert an eine ungewöhnliche Frau, die von 1949 bis 1990 als Kinderärztin in Melle tätig war und 1970 als erste und lange Zeit einzige Frau in den Stadtrat von Melle einzog.

Ledige Mutter und zugleich frische Assistenzärztin

– das war 1940 mehr als ungewöhnlich und eine enorme Herausforderung für eine junge Frau. Nach Abitur und zwangsweisem Arbeitsdienst begann Elisabeth Brake 1935 in Freiburg ihr Medizinstudium und setzte es in Göttingen und Berlin fort. Die Geburt ihres Sohnes Klaus im April 1940 stellte sie vor eine schwere Entscheidung: Abbruch einer qualifizierten Ausbildung oder Trennung vom Kind. Die Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung war – zumal in Nazi-Deutschland und mitten im Krieg - für eine alleinstehende Frau nicht machbar. „Sie entschied sich für den Abschluss ihrer Ausbildung, um eine stabile Basis für ein selbständiges Leben mit ihrem Kind zu haben. Das hieß zunächst: für knapp 3 Jahre Trennung von dem Kind, das in einem Heim aufwuchs, dort aber regelmäßig von ihr besucht wurde“, so beschreibt es ihr Sohn Klaus selbst.

Facharztausbildung für Kinderheilkunde

Nach der Doktor-Prüfung im April 1941 begann sie eine Facharztausbildung zur Kinderärztin, die bis 1948 mit vielen Ortswechseln verbunden war: Berlin, Kassel, Jena, Bad Essen und auch Ohrbeck – heute Stadt Georgsmarienhütte. Das Kloster Ohrbeck diente nach der Vertreibung der Mönche durch die Nazis bis 1953 als Notkrankenhaus für Osnabrück, weil die Städtischen Krankenanstalten in Osnabrück durch Bombardement beschädigt worden waren. Im Januar 1948 erhielt Elisabeth Brake die Anerkennung als Fachärztin für Kinderheilkunde von der Ärztekammer Kassel, geltend auch für Osnabrück.

Frau statt Fräulein 

– auf Antrag hin durfte Elisabeth Brake ab 1947 die Anrede Frau statt Fräulein benutzen. Fräulein war bis in die 1970er-Jahre hinein die förmliche Anrede für unverheiratete Frauen, unabhängig von ihrem Alter.

Kinderärztin im Melle

Ab Mai 1949 praktizierte Dr. Elisabeth Brake als Kinderärztin in Melle. Die Praxis wechselte zweimal den Standort, bis sie 1954 in der Stettiner Straße im eigenen Haus bis zur Schließung 1990 ihren dauerhaften Platz fand. Neben Frau Dr. Schnabel (HNO) mit 2 Kindern war Elisabeth Brake die zweite Frau in Melle, die als Ärztin ihren eigenen Lebensunterhalt und den ihrer Kinder sicherstellte. 

Hausbesuche und Mütterschulung

Faktisch praktizierte sie als Fachärztin nicht nur vor Ort, sondern war auch im ganzen damaligen Landkreis Melle unterwegs: zunächst noch mit dem Fahrrad, später legte sie die Führerschein-Prüfung ab und kaufte ein Auto. Sie machte viele Hausbesuche, um die familiären und sozialen Verhältnisse ihrer kleinen Patient*innen kennenzulernen. Es lag ihr am Herzen, die Mütter zu begleiten und zu unterstützen und so die gute und gesunde Entwicklung der Kinder zu fördern.  

Mit ihren neuesten medizinischen Erkenntnissen und in Kooperation mit den Fachkliniken in Osnabrück bzw. Bielefeld-Bethel und der Gynäkologin in Melle gab es auch Hilfe für Frauen, überhaupt Mütter zu werden.

Kommunalpolitikerin in Melle

1970 kandidierte sie für den Stadtrat Melle, auf der Liste der SPD und als einzige Frau. Später wurde sie auch SPD-Mitglied. Sie war über fünf Legislaturperioden hin bis 1991 im Stadtrat. Sie war Mitglied in Ausschuss für Schule, Bildung Sport und Vorsitzende im Sozial-Ausschuss. Ihr Engagement galt insbesondere der Jugend: Kindergärten, Bibliothek und Jugendzentrum waren ihr wichtige Themen.

Ehrenmedaille der Stadt Melle

1995 erhielt Dr. Elisabeth Brake die Ehrenmedaille der Stadt Melle. Gewürdigt wurden vor allem ihr überparteiliches, an der Sache orientiertes Wirken - so Bürgermeister Clemens Schwertmann (CDU) - und ihre praktische Frauenförderung: Als sie aus der Kommunalpolitik ausschied, gab es viele junge Frauen für die Stadtrats-Arbeit, die von ihr ermutigt worden waren, u.a. in der Arbeitsgemeinschaft der sozialdemokratischen Frauen. 

Elisabeth-Brake-Preis

Aus Anlass des 100. Geburtstages von Elisabeth Brake lobte der SPD-Stadtverband Melle 2015 den Elisabeth-Brake-Preis aus. Er wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 400 € dotiert.  Gewürdigt werden sollen mit der Auszeichnung Menschen aus Melle, die sich sozialpolitisch aktiv engagieren und die vornehmlich im Hintergrund wirken.